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"Der verarscht dich doch...!"

Mir tut mein Rücken weh. Diese Bürsten die da drüber schrammen über meine Muskeln mag ich nicht. Dann schau ich zuerst grantig und lege die Ohren an. Sie sagt, ich soll mich benehmen und nicht so blöd tun. Und dann putzt sie weiter. Es ist so unangenehm, ich versuche mich zusammenzureißen, aber irgendwann ist es so störend dass ich zu ihr hin zwicke, eh nur in die Luft. Patsch… dann krieg ich eine auf die Nase. Ich bin frustriert und angespannt. Will mich nicht bürsten lassen, es ist so unangenehm. Ich zucke vor der Bürste zurück, daraufhin reißt sie an meinem Strick. Ich weiß nicht, wie ich sonst drauf aufmerksam machen soll…

 

Der Sattel kommt. Ich weiß schon jetzt, es wird drücken und reiße den Kopf in die Höhe. Sie faucht mich an, ich soll nicht immer so blöd tun. Sattel drauf und gleich um den Bauch zugeschnürt, dass mir fast die Luft wegbleibt. Ich deute mit meinem Hinterbein einen Schlag an und kriege dafür eins mit der Gerte. Dann steh ich lieber still.

Der Sattel drückt schon im Stehen, ich will mich gar nicht bewegen. Ich möchte doch alles richtig machen, aber ich kann mich gar nicht konzentrieren weil es dauernd drückt und ich nur irgendwie versuche, diesem drückenden Etwas auf meinem Rücken auszuweichen. Zack, dann setzt sie sich auch noch auf mich drauf. Fühlt sich nicht gut an. Es drückt überall und sie drückt mir jetzt auch noch ihre Fersen in den Bauch, ich solle gefälligst über den Rücken gehen, heißt es.

 

Ich gebe den Hals ganz nach oben, dann hängt mein Rücken ein bisschen durch und der Druck wird erträglicher. Diese Frau, die am Boden steht, sagt, sie soll „abspielen“. Ich frage mich noch was das heißen soll, als ich es schon spüre. Links, rechts, links, rechts. Auch noch Druck und Schmerz im Maul. Ich ziehe dagegen, dann haut sie mir eine mit der Gerte drauf. Ich verstehe gar nichts.

 

Ich tue mit, so gut ich kann. Ich versuche den Kopf runter zu geben, anscheinend ist das so wichtig. Den Rücken lasse ich trotzdem lieber durchhängen, im Trab und im Galopp tut´s sonst noch mehr weh auf meinen Wirbeln. Ich gehe sehr verhalten, warte immer auf den Schmerz im Rücken. Ich soll mehr „vorwärts“, wieder ein Klaps mit der Gerte. Ich verstehe gar nichts.

 

Jetzt soll ich seitwärts gehen, das wird mich lockern, meint die Frau am Boden. Autsch, jetzt drückt´s auf der Seite, ich gehe sehr verhalten, will meinen Kopf wieder höher heben, dann könnte ich ein bisschen weg von dem Sattel. Links, rechts, links, rechts – mein Kopf muss runter, sagen sie. Aua. Ich verstehe gar nichts.

 

Ich bin frustriert. Sie hören mir nicht zu. Ich sei faul und ich würde sie nur verarschen. Ich spüre, dass sie unzufrieden sind. Ich könnte schon, wenn ich nur wollte, heißt es. Aber sie werden mir es schon beibringen. Und der Sattel? Ja, der passt, sagen sie, hat ja schließlich auch der gesagt, der ihn verkauft hat. Und der muss ja schließlich Ahnung haben – mehr als ich, ich bin ja auch nur das Pferd und verstehe nichts von diesen Dingen. Ich fühle. Ich fühle mich unwohl und unverstanden. Ich tue was ich kann, aber es ist nie genug.

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